Abb.: Viajero Maldonado, Naomi Hennig, 2018

Eine kollaborative Lesung und Übersetzung
von Julia Mensch & Naomi Hennig

Faust, der geniale Projektemacher und Ingenieur blickt auf sein Lebenswerk: blühende Kulturlandschaften, neu erschaffene Länder, Überseehäfen, eine Handelsflotte, die Waren und Schätze aus fernen Kontinenten bringt. Faust ist der Logistik-King des internationalen Freihandels, Mephisto sein Chef-Ideologe und Handlanger. Ein namenloser Reisender und ein freundliches altes Paar namens Philemon und Baucis sind ihre einzigen Widersacher, die schnell zu Opfern der kapitalistischen Umwälzungen werden.

Indem wir Faust mit der fortwährenden gewalttätigen Unterdrückung indigener Landansprüche in Patagonien in Beziehung setzen, richten wir den Blick auf die fernen und doch so nahen Geografien dieses faustischen Naturverhältnisses und auf diejenigen, die Widerstand leisten und im Lauf der Geschichte geleistet haben.

Wir fragen: Was bedeutet der Tod dieser namenlosen Reisenden für uns hier und jetzt, wie können sie beim Namen genannt und erinnert werden, und wie können sich die Klagelieder für Philemon und Baucis in eine Kritik der grenzenlosen „Akkumulation durch Enteignung“ übersetzen lassen?

Wie könnte Faust in seiner letzten Inkarnation als Landentwickler, sein Erfolg, sein brennender Ehrgeiz, seine Blindheit und sein anschließender Tod heute verstanden werden angesichts der andauernden Umweltzerstörung und der Zahl der Todesopfer an der extraktivistischen, neokolonialen Grenze?

Festivaleinblick von Piotr Pietrus

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